Gefährlicher Taucherleichtsinn – Abenteuerlust und Inkompetenz im Doppelpack

Dieser Bericht behandelt eine nicht ganz ungefährliche Tauchsituation in einem Tauchurlaub, die durch Leichtsinn, Unkenntnis und taucherisches Unvermögen verursacht wurde. Und es wird erklärt, wie diese kritische Situation durch einfaches Nachdenken und optimiertes Handeln leicht hätte vermieden werden können.

Ort: Das Rote Meer, Tauchbasis „Seahorse Diving Center“ in Hurghada, Zeit: Im Oktober 2010.

(C) 2010-2014 Peter Rachow

Update 2014: Die Basis hat dieses Jahr einen neuen Eigentümer und es sieht nun ziemlich nach „PADI-Diving vom Feinsten“ aus. Ob individuelles Tauchen für erfahrene, höher brevertierte Taucher noch möglich ist, muss man selbst herausfinden bzw. erfragen. Ich machte dieses Jahr dort nur 4 Tauchgänge ohne einen eigenen Tauchpartner dabei zu haben. Insofern kann ich keine valide Aussage zum Problem der aktuellen Basenpolitik machen. Der nachfolgende Text kann als u. U. nicht mehr die reale Situation reflektieren.

Das Seahorse Diving Center, wo wir diesmal unseren Tauchurlaub verbrachten, wurde mir von einem anderen Taucher aus meinem Bekanntenkreis empfohlen, weil man dort relativ unabhängig tauchen könne, wie er sich ausdrückte. Sie lässt von Diveguides unabhängiges Tauchen zu, wenn Taucher ausreichend brevetiert sowie erfahren sind und nach einem Überprüfungstauchgang mit einem Basenmitarbeiter daher in der Lage erscheinen, eigenverantwortlich zu tauchen. Es werden dabei in Absprache mit den Gästen auch Riffe angefahren, die größere Tauchtiefen an Steilwänden und Drop-Offs ermöglichen. Der Guide betreut dann die weniger erfahrenen Taucher, die erfahrenen Taucher tauchen unabhängig in 2er- oder 3er-Gruppen.

Die maximale Tauchtiefe auf dieser Basis ist auf 40 Meter begrenzt. Ob eine derartige Limitierung sinnvoll ist oder nicht, wollen wir an dieser Stelle nicht weiter besprechen, die Frage kann als hinreichend beantwortet gelten. Allerdings wird die Einhaltung dieser Maximaltiefe auf der betreffenden Basis nicht stringent überwacht. Denn schließlich handelt es sich um eine Tauchbasis und keinen Kinderhort.

Vorgeschichte

Eines Abends saßen die Taucher der gerade zu Ende gegangenen Tagesausfahrt nach dem Tauchen noch zusammen und diskutierten verschiedene taucherische Dinge. Eines davon, man ahnt es, war das Thema „Tieftauchen“. Es wurden verschiedene Aspekte des Tauchens in größere Tiefen durchdiskutiert, u. a. das Thema „Tiefenrausch“. Aus meiner mittlerweile über 30-jährigen Taucherfahrung insbesondere mit Tauchgängen in Tiefen über 40 Meter steuerte ich folgende Ansichten bei:

Tieftauchen mit Pressluft ist möglich, wenn

a) eine entsprechende Erfahrung sowie
b) das fundierte Wissen über Dekompressionstheorie und die Beherrschung der entsprechenden Praxis vorhanden sind und
c) eine ausreichende Adaption an die hohen Stickstoffpartialdrücke durch mehrfache in kurzen Zeiträumen aufeinanderfolgende sich in der Tiefe steigernde Tauchgänge aufgebaut wurde.

OK, soweit, so gut…

Es entspann sich daraufhin eine kurzes Gespräch zwischen 2 Mittauchern, nennen wie sie mal „A.“ und „B.“, die offenbar planten, bei der Ausfahrt am nächsten Tag die 50-Meter-Marke erreichen zu wollen. Die spontane Verabredung zu diesem Unternehmen endete in der ebenso naiv wie treuherzig vorgetragenen Aussage von B. die da lautete: „…aber da müssen wir uns schon aufeinander verlassen können.“ Der geneigte Leser wird bereits hier erkennen, dass diese beiden Herren wohl keinerlei grundsätzliche Vorstellung von Planung, Durchführung und potenziellen Risiken eines Tauchgangs in einen solchen Tiefenbereich gehabt haben dürften.

Die Taucherfahrung dieser beiden Tieftaucher in spe sah denn auch so aus: A. hatte ca. 200 Tauchgänge im Log und war, wie ich aus seinen recht umfangreichen Vorträgen der vorangegangenen Tage ablesen konnte, reiner Urlaubstaucher. B. hatte noch weniger Tauchgänge (ca. 100 innerhalb von 20 Jahren!), war aber seit 3 Jahren nicht mehr getaucht und sonst auch nur wenig fit im Tauchen. Beide waren überdies recht starke Raucher, so dass hier auch zusätzlich von einer suboptimalen körperlichen Fitness auszugehen war.

Fehler in Serie

Der Tauchtag

Aufgrund der herrschenden sehr guten Wetterlage wurde morgens beschlossen, dass „Careless Reef“ anzufahren. Dieser Tauchplatz bietet auf seiner Nordwestseite einen bis auf ca. 80 Meter reichenden Steilhang. Der Tauchguide erklärte den Tauchplatz ausführlich und die Gruppen machten sich fertig zum Tauchen. Der Guide selber tauchte mit einer Gruppe von Neulingen. C., mein Tauchpartner, und ich bildeten eine eigene Gruppe. A. und B. ergaben ebenfalls ein Team, wobei A. augenscheinlich als Tauchgruppenführer agieren sollte.

Fehler 1: Wie sie später erklärten, waren die beiden an diesem Tag zum ersten Mal gemeinsam unter Wasser gewesen und kannten sich und die Tauchfähigkeiten ihres Partners überhaupt nicht.

Da ich von der Diskussion am Abend vorher wusste, was A. und B. mutmaßlich planten, erklärte ich C. dass wir uns diesmal entgegen unserer sonstigen Gepflogenheit, uns immer vor allen ins Wasser zu begeben, jetzt den Schluss bilden sollten, so dass A. und B. vor uns tauchen würden und wir ihnen folgen konnten. Der Grund war sehr einfach: Ich hatte den Eindruck, dass die beiden es richtig „krachen lassen“ wollten und es selbstverständlich vermasseln würden. Und ich sollte mich nicht getäuscht haben. Aber davon später mehr.

C. und ich hatten übrigens für den ganzen Basenaufenthalt wohlweislich 15-Liter-Stahlflaschen geordert, weil wir entsprechende Tauchprofile zu tauchen beabsichtigten. Wir hielten uns daher, wo immer möglich, im Bereich um die 40 Meter auf. Und dies auch länger. Da für uns als CMAS***-Taucher Dekompressionstauchen zur normalen Ausübung unserer Sportart untrennbar gehört, waren wir dabei häufig dekompressionspflichtig gewesen. Wir waren somit an hohe Inertgaspartialdrücke zumindest in gewissem Rahmen gewöhnt. Ich selbst hatte in der Woche davor am Walchensee die 50-Meter-Marke mit Luft auch mehrfach durchtaucht und war also noch einigermaßen auf einen hohen ppN2 „geeicht“.

A. und B. waren mit den bekannten „12-Liter“-Aluminiumbehältern ausgerüstet, die aber in Wirklichkeit nur knapp über 11 Liter Inhalt haben (80 Kubikfuß Gas bei 1 bar p.amb. Dieses ergibt komprimiert für die Gasmenge ein Volumen von 11,3 Litern bei 200 bar Fülldruck). Der Druck der Flaschen war dabei immer relativ niedrig, so dass C. und ich unsere Flaschen immer gegen ein kleines Trinkgeld vom Kompressorboy jeweils morgens vor der Ausfahrt nachfüllen ließen. Wir hatten jeweils durch diese Extrabehandlung 220 bis 230 bar in der Flasche. Der „Standarddruck“ der restlichen Flaschen am Morgen ohne diese Maßnahme war dagegen jeweils nur 180 bis 190 bar. So kamen die beiden Aluflaschentaucher A. und B. nur auf eine Ausgangsluftmenge von ca. 62% bezogen auf unseren Vorrat am Anfang des Tauchganges.

Fehler 2: Ein Tieftauchgang mit einer derart unzureichenden Flaschengröße und Füllung ist nicht durchführbar, da eine Luftmenge zwischen 2100 und 2200 Litern niemals ausreicht, die Grund- und Dekompressionszeit für eine Tauchtiefe von 50+ Metern zu erfüllen, zumindest wenn man etwas mehr als einen „Touchdown“ plant.

So mangelhaft vorbereitet und ausgerüstet machten sich die beiden also auf in die Tiefe um die Steilwand des „Careless Reef“ zu erkunden. Wir folgten ihnen dabei in sicherem Abstand. Am Beginn des Steilabstieges orientierte sich die große Tauchgruppe des Diveguides nach rechts, während A. und B. wohlweislich um ihr Tieftauchunternehmen unbehelligt durchführen zu können nach links den Steilhang entlang tauchten und diesen dabei regelrecht hinunterstürzten. Aufgrund der hohen Abtauchgeschwindigkeit der beiden verloren wir sie zeitweilig sogar aus den Augen konnten aber an den aufsteigenden Luftblasen ihre Richtung gut ausmachen.

Fehler 3: Ein Abstieg in eine narkoseträchtige Wassertiefe von 50+ Metern muss langsam und mit ausreichend Adaptionszeit erfolgen um den Einfluss der Stickstoffnarkose zu mildern.

Auf ca. 50 Metern Wassertiefe sahen wir dann A. und B. wieder, allerdings etwas unter uns. Beide waren bereits deutlich und erkennbar vom Tiefenrausch betroffen. Dies war an folgenden Indizien erkennbar:

1. Ihre Körperbewegungen waren nicht koordiniert. A. verharrte nur ruhig im Wasser und berührte dabei mit den Flossen den Grund und stand sonst auf der Stelle. B. schwebte relativ gut tariert bewegungslos links über ihm, war von ihm abgewandt und konnte ihn daher nicht mehr sehen. Man hatte in dieser Phase augenscheinlich 2 Solotaucher vor sich. So sah also das bereits erwähnte „..wir müssen uns aufeinander verlassen können!!!“ vom Vorabend aus.

2. Sie waren beide nicht „ansprechbar“ und reagierten nicht: Das Zeichen „auftauchen!“ (Daumen hoch) beispielsweise wurde mehrfach nicht erkennbar beantwortet. Stattdessen waren die Augen groß, starr und leicht verdreht hinter der Maske zu sehen. Beide wirkten deutlich „weggetreten“. „Hyperbare Apathie“, würde ich sagen. 😉

B. drehte sich nun nach links zum Steilhang hin, entfernte sich dabei zusehends weiter von A. und stieg langsam aber ohne es zu merken nach oben. Die Entfernung der beiden wuchs geschätzt auf über 10 Meter an. Das Zeichen „taucht zusammen“ (Zusammenführen des Zeigefingers der linken und rechten Hand), das ich A., der in meine Richtung blickte, mehrfach eindringlich gab, wurde ebenfalls nur mit einer Nichtreaktion beantwortet. Keine Reaktion, keine Bewegung, keine bezugnehmende Handlung war erkennbar. Diese beiden Taucher, das war uns klar, waren schwerst von einer N2-Narkose betroffen.

Fehler 4: Die beiden Taucher haben versucht, ohne ausreichendes vorheriges Training in größeren Wassertiefen gleich eine sehr große Maximaltiefe zu erreichen.

Nach einiger Zeit reagierten sie dann doch und verringerten den Abstand wobei der weiter oben tauchende B. jetzt aber zum tiefer sich befindlichen A. hinuntertauchte anstatt dass umgekehrt A. höher ging. Durch ihre mangelnde Koordinationsfähigkeit und ihre Desorientierung fielen sie dabei weiter auf über 60 Meter Wassertiefe ab. Da C. und ich an den letzten Tagen vor diesem Tauchgang Tiefen im 40-Meter Bereich mehrfach für längere Zeit aufgesucht hatten und entsprechend angepasst waren, beschlossen wir, den beiden Heldentauchern weiter zu folgen aber nur bis zu max. 65 Metern um uns selbst nicht zu gefährden. Falls die Situation für die beiden unerfahrenen Tieftauchspiranten eskaliert wäre, hätten wir zumindest in gewissen Grenzen eingreifen können. Unser Flaschendruck betrug zu dem Zeitpunkt zwischen 130 und 140 bar. Wir hatten also beide noch jeweils ca. 1900 Liter Luft zur Verfügung.

Nach und nach begannen nun A. und B. aus ihrer Narkose zumindest rudimentär zu erwachen und tauchten langsam höher. Dabei war aber ihre Auftauchgeschwindigkeit allerdings sehr niedrig. Knapp vor Erreichen der 50-Meter-Marke signalisierte A. „noch 100 bar in der Flasche“. Und das war eindeutig zu wenig. Ich kombinierte daher das Zeichen „AUFTAUCHEN!!!“ mit dem Fingerzeig auf mein Finimeter. Wieder kam keine Reaktion.

Fehler 5: Wenn man schon mit viel zu wenig Luft bei einem Tieftauchgang unterwegs ist, sollte man diese für den wichtigen Teil, nämlich die Dekompressionsphase aufsparen. Der Aufstieg auf die erste Dekostufe hat dagegen so zügig als möglich zu erfolgen, notwendigenfalls unter Überschreitung der empfohlenen Aufstiegsgeschwindigkeit zumindest wenn man sich noch unterhalb von 20 Metern Wassertiefe befindet.

A. machte sich bei diesem extrem langsamen Aufstieg sogar noch den „Spaß“ Fotos zu schießen. Allerdings war er immer noch so „breit“ dass er nicht realisierte, dass der Auslöser seiner Billigknipse wegen des hohen Wasserdruckes festgegangen war und das Gerät dadurch gelegentlich spontan von alleine auslöste. Es blitzte jedenfalls munter während das Teil unter ihm hing. Und seine Narkotisierung ging sogar soweit, dass er den äußerst einfachen Zusammenhang zwischen viel zu langsamen Aufstieg, der weiteren Aufsättigung mit Inertgas und unnötigem Luftverbrauch offenkundig rein gar nicht realisierte.

Zwischenzeitlich überließen wir die beiden dann ab 30 Metern Wassertiefe ihrem Schicksal, aus dem Gröbsten waren sie wohl wie wir annehmen konnten heraus. Sie hatten sich nämlich zumindest mit ihren Kinderflaschen nicht auf 80+ Meter befördert.

Die beiden „Tieftauchexperten“ kamen dann nach einiger Zeit denn auch mit vollkommen leerer Flasche am Boot an wo wir bereits dem Ende unserer Dekompressionsphase entgegen „fieberten“ 😉 . Sie ließen sich dann sofort eine Notflasche reichen, mussten dazu aber erst einmal an Deck um die Sachlage zu erläutern und die Flasche vorzubereiten.

Fehler 6: Eine Notflasche lässt man sich in(!!!) das Wasser reichen um a) die Zeit außerhalb des Wassers zu minimieren und b) körperliche Anstrengungen durch das Erklimmen der Bootsleiter zu vermeiden. Diese körperlichen Anstrengungen können das Auftreten einer DCS beschleunigen.

Dabei war wohl die Zeit, die sie außerhalb des Wassers verbrachten so lange, dass sich ihre Tauchcomputer in den „SOS“-Modus schalteten, was sie am Tag darauf auch noch mit einen gewissen Stolz zu erfüllen schien. Nach einer längeren nachgeholten Dekompressionsphase waren sie dann aber gesund wieder an Bord. Überflüssig zu erwähnen, dass sie den Tauchgang am Nachmittag trotz ihres grenzwertigen Gewebestatus auch noch durchführten. So viel offenkundiges Nichtwissen in grundsätzlichen Belangen der Dekompressionstheorie erzeugte dann bei mir noch mehr Kopfschütteln.

Fehler 7: Nach einem Tauchgang mit nachgeholter symptomloser Dekompression und einem daher hohen Aufkommen an Mikrogasblasen besteht mindestens 24 Stunden Tauchverbot.

Nachbereitung

Der Guide war natürlich über dieses überaus dumme und gefährliche Tauchverhalten mehr als erbost. Und dafür habe ich volles Verständnis. A. meinte dann aber ganz cool, es habe doch alles prima geklappt, die Luft hätte ja „fast gereicht“ und überhaupt sei „das ja sehr schlechte Planung“ von Seiten des Tauchleiters, wenn er nicht dafür sorgen würde, dass bei „derartigen Tauchplätzen mit Drop-Offs eine Dekoflasche unter dem Boot“ hinge. Fazit: Schuld sind immer die anderen.

Ich verfolgte diese in meinen Augen sehr sinnlose und von den wahren Ursachen für den Vorfall ablenkenden Diskussion, die auf der Tauchplattform des Bootes stattfand und  beschloss, mich angesichts dieser selten dummen und die Ursache des Problems grob negierenden Darstellungen doch mal verbal einzumischen und intervenierte prompt. So erklärte ich den beiden „Tauchhelden“ dann doch relativ lautstark, dass alleine sie es waren, die aufgrund ihrer Inkompetenz, eine vernünftige Tauchgangsplanung hinzubekommen, den Tauchgang komplett alleine „vergeigt“ hätten und sie bitte die Schuld nicht bei anderen suchen sollten. Gut, A. äußerte zwar daraufhin, ich würde ihn „mobben“, aber damit kann ich leben. ;-))

Er hat sich allerdings später entschuldigt und hat, wie ich einen Tag später sehen konnte, sein Fehlverhalten wohl zum Teil eingesehen und kann hoffentlich bei weiteren Tieftauchgängen seine Schlüsse aus dem gerade noch mal gut gegangenen Vorfall ziehen. Eine kleine Hilfe dazu kann vielleicht dieser folgende Text sein:

http://tauchen-peter-rachow.url.ph/tief.htm

PS: Und von wegen, die Luft „hätte fast greicht“… C. und ich hatten am Ende des Tauchganges nach 60 Minuten noch einen Restdruck von jeweils 40 bar in den Tanks. Das entspricht einer verbrauchten Gasmenge von ca. 2850 Litern. Wie viel Gas man aus einer 11,3-Literflasche entnehmen kann, die von 200 bar auf 10 bar heruntergeatmet wird und wie lange man damit ein relativ identisches und nur nach unten verschobenes Profil tauchen kann, darf nun jeder selbst abschätzen.

PS2: Dieser Vorfall zeigt übrigens mal wieder deutlich, wie „gut“ das von PADI und anderen favorisierte „Buddy-System“ funktioniert. Nämlich gar nicht. Zumindest  dann nicht, wenn der Blinde versucht, den Lahmen zu führen.


Nachtrag: Nach unserem Erlebnis mit den beiden planerisch offenbar vollkommen überforderten Tauchern während des Urlaubes beschlossen wir, diesen Bericht zu verfassen und auf meine HP zu stellen. Da C. aber bei „taucher.net“ regelmäßig mitliest, kam die Idee auf, den Text zusätzlich bei diesem Forum zu posten. Ich hatte dieses Webforum des „modernen“ Tauchsports (die meisten User dürften OWDs oder ähnliches sein) jahrelang nicht mehr verfolgt, weil dort wirklich nur noch Unsinn steht. Aber C. berichtete, was für Typen dort mittlerweile ihren weitestgehend sinnfreien „Diver’s Newspeak“ ablassen würden. Für reichlich Stimmung sollte also gesorgt sein…

Gut, uns beiden war klar, dass es seitens der dort anwesenden „Netztaucher“ ein reges Echo geben würde und dass man sich fast halbtot schrei(b)en. würde und dass nur eines dabei herauskommen wird: Ein fast nicht mehr zu überbietender Blödsinn. Uns war weiterhin klar, dass dort vermutlich kaum 1 oder 2 Prozent der User eine entsprechende taucherische Kompetenz besitzt, eine auch nur halbwegs sachliche und fundierte Stellungnahme abzugeben. Alleine schon deshalb, weil die meisten weder Erfahrung mit Tauchgängen in Tiefenbereiche über 25 Metern haben dürften noch eine Ausbildung die den Namen verdient. OK, das alles wussten wir…

Aber es sollte schlimmer kommen. Viel schlimmer. Denn was wir aber dann dort lesen konnten, war dann doch weitaus grausiger als befürchtet. Eine einzige im 10-Minutentakt herausquellende verbale Eruption voller inhaltlicher Ungeheuerlichkeiten, persönlicher Angriffe und Beleidigungen (z. B. „Trottel“, „krank“), absurdesten Mutmaßungen geäußert von Tauchanfängern und extremer taucherischer Unwissen- und Unerfahrenheit. Und wie sich diese armen Unwissenden gegenseitig in eine Art kollektive Raserei hineinsteigerten binnen weniger Stunden hunderte Beiträge abzufeuern, lässt an deren kognitiver Kompetenz und Selbstkontrolle dann doch erhebliche Zweifel aufkommen.

Manchen dieser „Autoren“ fehlt es dazu ganz offenbar leider auch an einfachsten und elementaren Techniken der Textbearbeitung. Denn sie sind offenkundig nicht einmal in der Lage, einen wirklich einfachen Text mit einem in einem einzigen Strang erzählten Sachverhalt auch nur halbwegs sinnverstehend zu lesen. Man erkennt dies u. a. daran, dass sie Behauptungen aufstellen, etwas in dem Bericht gelesen haben zu wollen, was definitiv nie darin zu lesen stand. Anschließend wird (gerne auch in ausschließlichen Kleinbuchstaben) ein (Gegen-)Text erbrochen, den wirklich kaum ein Mensch lesen und dechiffrieren kann. Dass dieser Verbalerguss dann irgendeinen Bezug mit dem vorstehenden Inhalt haben soll, wäre reiner Zufall.

Besonders absurd wird es, wenn die versammelte Ahnungslosigkeit anfängt, juristisch zu argumentieren. Da werden hypothetisch und vollkommen sinnfrei irgendwelche Rechtsnormen des StGB angewandt um zu zeigen, wie sich die Autoren o. g. Beitrages angeblich strafbar gemacht haben sollen. So z. B. wird einfach ohne weiter nachzudenken von „unterlassener Hilfeleistung“ fabuliert obwohl diese bei einer Selbstgefährdung, wie sie hier vorliegt, überhaupt nicht qualifiziert. Bereits der erste Blick in einen. Strafrechtskommentar zum §323c StGB erklärt, dass freiwlillig und bewusst eingegangene Selbstgefährdung andere vonjeder Hilfeleistung freistellt.

Besonders plakativ ist in diesem Zusammenhang natürlich auch gerne der Ruf nach dem „Staatsanwalt“, der hier in diesem vorliegenden Falle natürlich wahnsinnig viel zu tun hätte. Und auch die gute alte „Garantenstellung“ kommt wieder zum Einsatz, wobei natürlich unbeachtlich bleibt, dass hier seitens der beiden Tauchgruppen keinerlei Gefahrengemeinschaft eingegangen wurde, die eine Vorausetzung für das Bejahen einer Garantenstellung gewesen wäre und dass eine Hilfeleistung natürlich nicht um den Preis der Selbstgefährdung gefordert werden darf. Aber egal: „Reden, schwallen, labern“, das ist „taucher.net“ live, in Farbe und bunt.

Gut, man hätte sich durch eine Netzrecherche sachkundig machen können. Aber wer will sich denn im Forum von „taucher.net“ sachkundig machen? Das ist doch nur zeitaufwändig und erfordert Energie, Einsatz und Gehirn. Und die Tastatur klappert schließlich auch ohne diesen intellektuellen „Input“ recht intensiv.

Von manchem User des „TN“ werden dann auch mangels Wissen einfach Begriffe neu erdacht oder falsch verwendet, Belege für eigene Aussagen fehlen dagegen meistens völlig, Behauptungen muss man auch nicht unbedingt beweisen usw. usw. Aber das alles macht rein gar  nichts, es gilt das Gesetz „HWG“ („Hauptsache was geschwallt“). Falls man zitiert, werden Zitate dann noch zur „Leseerleichterung“ mit eigenem Text bunt durcheinander geworfen damit auch sicher keiner mehr erkennt, wer was (v)erbrochen hat. Und immer wieder merkt man sofort, dass diese Autoren nicht einmal die rudimentäre Fähigkeit des halbwegs akkuraten sprachlichen Ausdruckes besitzen.

Und damit nicht genug: Ein Moderator namens „Andreas“ befleißigt sich noch, sich und seinen angeschlossenen „Tauchexperten“ zu bescheinigen: „Hallo zusammen, insgesamt ist dies doch eine durchaus erfreuliche Diskussion mit nur sehr wenigen Ausrutschern nach unten.“ Na ja, halten wir dem Manne mal zu Gute, dass er selber einer dieser „Tauchexperten“ ist und daher eine gewisse Betriebsblindheit zu seinem Job nolens volens dazu gehört.

Ja, es ist summa summarum einfach ganz entsetzlich. Aber es ist eben „taucher.net“. So wie es seit Jahren ist. Nur schlimmer. Wenn es nicht so zum Weinen wäre, könnte man lachen. Aber es geht nicht.

DER Thread lief unter http://www.taucher.net/forum/Gefaehrlicher_Taucherleichtsinn___wenn_Abenteuerlust_auf_Inkompetenz_trifft__div8278.html

Und hier als krönender Absch(l)uss noch die Mail eines „Taucher.net“-Mitgliedes an meinen Tauchpartner C.:

hallo meiner
beim lesen sind mir so einige dinge aus dem leben hochgekommen… nach den
erstennnnn fehler´n ( flaschen V; gewoehhhhhnungsgeschichtchen;
verantwortunglose duldung des MOEGLICHEN selbstmordes = unterlassene
hilfeleistung) hab ich leider :·((( deine storry verworfen. du tauch´st wie
du sagst LANGE zeit & tief. ein verantwortungvoller TAUCHER taucht so
nicht… schoen von dir NICHT zu hoern!!!

Orthographie: ungenügend. Inhalt unverständlich. Gesamteindruck: einfach nur peinlich. Ich frage mich immer, wie solche Leute überhaupt je einen Tauchschein bestehen konnten. OK, seit man bei bestimmten Anbietern nur noch ankreuzen muss, geht das wohl. :-(((

(C) 2010-2014 Peter Rachow

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